Sonderausstellungen & Beschreibungen
- Zum 150. Geburtstag im Philipp-Reis Haus - Entwicklung des Telefons (2010)
- Interessantes über den Telefonerfinder Philipp Reis (Präsentation zu seinem 175. Geburtstag 2009)
- Die Färberei in Friedrichsdorf (Dauerausstellung)
- Blühende Stadtgeschichte im Museumsgarten - der Färbergarten (Dauereinrichtung)
Zum 150. Geburtstag im Philipp-Reis-Haus:
150 Jahre Telefon – Die Entwicklung des Telefons ab 1860
Im Jahr 2010 feiert das Philipp-Reis-Haus den 150. Geburtstag des Telefons.
Um seinen Unterricht anschaulicher zu gestalten, schnitzte Philipp Reis für seine Schüler ein Holzohr. Dabei kam ihm die Idee für seine Erfindung: aus einem Holzohr, einer Stricknadel und einer Geige entwickelte er 1860 das erste Telefon. Ein Jahr später, am 26. Oktober 1861, führte er seine Erfindung vor dem Physikalischen Verein in Frankfurt vor. Die Übertragung von Tönen gelang, Worte waren allerdings nur schwer zu verstehen, so dass der erwartete Erfolg ausblieb. In den folgenden Jahren entwickelte Philipp Reis sein Telefon ständig weiter, um die Sprachübertragung zu verbessern. Sein bekanntester Apparat, die sogenannte "Würfelform", fertigte er 1863 in kleiner Stückzahl an und verkaufte ihn zusammen mit einer Gebrauchsanweisung an Interessierte in der ganzen Welt.
Unabhängig von Philipp Reis hatte ebenfalls seit 1860 der italo-amerikanische Erfinder Antonio Meucci (1808-1889) an einem Fernsprechapparat gebaut und 1871 einen Patentantrag gestellt. Für die endgültige Anmeldung fehlte ihm jedoch das Geld. So reichte schließlich zwei Jahre nach dem Tod von Philipp Reis, 1876, Alexander Graham Bell in Chicago ein Patent unter der Bezeichnung "Improvement in Telegraphie" ein.
Alexander Graham Bell oder Philipp Reis?
Bell gebrauchte für sein Telefon sowohl für den Lautsprecher als auch für das Mikrofon elektromagnetische Spulen, Dauermagnete und einen Widerstand. Später verwendete er für das Mikrofon Dosen mit Kohlekörnern und einer federnden Membran nach dem Patent des Engländers Blake. Es dauerte allerdings bis 1881, ehe das Telefon auch praktisch einsatzfähig war.
Geschützt durch seine Patentrechte, baute Bell die nach ihm benannte "Company" auf. Als man diese gewinnträchtige Monopolstellung aufbrechen wollte, kam es zu zahlreichen Prozessen. Immer wieder fragten dabei die Richter, wann Bell eigentlich von der Reis'schen Entwicklung erfahren habe. Bell indes versicherte: "Mein Eindruck ist, dass ich vor dem Experiment am 26. November 1874 nichts vom Reis-Telefon wusste." Zollte Bell noch 1877 Reis in einem Vortrag in London sogar Respekt, indem er anerkannte, dass es dem Deutschen als erstem gelungen sei, mit Hilfe des galvanischen Stroms Sprache in die Ferne zu übertragen, wollte er nun nichts mehr davon wissen. Schließlich standen nun enorme wirtschaftliche Interessen auf dem Spiel.
Allein Silvanus P. Thompson, Professor für Experimentalphysik an der Universität Bristol, würdigte Reis als den wahren Erfinder des Telefons. In seinem Buch "Philipp Reis: Inventor of the telephone" aus dem Jahr 1883 beschrieb er die verschiedenen Varianten des Reis'schen Telefons und seine Funktionsweise genau und ernannte Reis zum Erfinder. Bell kaufte kurzerhand fast die gesamte Auflage und vernichtete sie.
Ein Buch mit 99 Narren
Die Einführung des Fernsprechers in Deutschland geht auf den Generalpostmeister Heinrich von Stephan (1831-1897) zurück. Stephan, der als erster das Telefon "Fernsprecher" nannte, hatte 1877 von der Erfindung Bells erfahren und einige Apparate bestellt. Kurze Zeit später besuchte ihn zufällig der Chef des Londoner Haupttelegraphenamtes, Henry C. Fisher und brachte als Gastgeschenk zwei Bell-Telefone mit. Noch am selben Tag wurden in Berlin Versuche damit durchgeführt, zunächst nur provisorisch innerhalb des Telegraphenamtes und dann etappenweise auf immer größere Distanzen. Schließlich veranlasste von Stephan den Ingenieur Werner von Siemens, eigene Telefone herzustellen.
Am 12. Januar 1881 nahm das erste handvermittelte Fernsprechamt Deutschlands im Haupttelegraphenamt Berlins mit gerade acht Teilnehmern den Betrieb auf. Einige Wochen später ging die Berliner "Stadtfernsprecheinrichtung" in Betrieb. Für die Teilnehmer erschien bereits ein Fernsprechbuch, das spöttisch den Beinamen "Buch der 99 Narren" erhielt. Doch ein Jahr später hatte diese Neuerung 579 "Narren" überzeugt.
Nicht nur der Weg des Nachrichtenaustausches wurde kürzer, auch die Kommunikation selbst zeitlich begrenzt. "Fasse Dich kurz", hieß es schon bald. Das Motto "Time is money" gilt besonders für die Wohlhabenderen, waren die doch schließlich Nutzer und Nutznießer der ersten, nicht zuletzt als Prestigeobjekte angesehenen Telefone.
Das "Fräulein vom Amt"
Man telefonierte zunächst noch im Stehen und wendete sich dabei dem Apparat zu. Euphorisch wurde daher 1887 die erste Tischgarnitur gefeiert, bei der man im Sitzen telefonieren konnte.
Die Gesprächsvermittlung erfolgte per Hand an sogenannten Klappschränken. Arbeiteten hier anfangs allein Männer, hielt die Postdirektion bald die höhere Frequenz einer Frauenstimme bei schlechter Leitungsqualität für geeigneter. Fortan nahm das "Fräulein vom Amt" die Gesprächswünsche entgegen.
Nicht jeder vertraute dieser Art der Gesprächsvermittlung: Der amerikanische Bestattungsunternehmer Almon B. Strowger (1839-1902) argwöhnte, potentielle Kunden würden dank des Informationsvorsprungs einer Telefonistin an die Konkurrenz weitergeleitet. Also versuchte Strowger mittels "Hebdrehwähler" die Vermittlung durch Dritte zu umgehen und erfand ein "girls-cussless-telephone".
In Europa nahm erstmals Hildesheim 1908 ein Wählsprechamt in Betrieb, dessen Amtszeichen den Teilnehmer aufforderte, selbst mit der Nummernwahl zu beginnen.
Der erste Standardapparat
Leichter, billiger, kleiner, wartungsfreundlicher und stabiler – das waren die neuen Anforderungen für die Reichspost der Weimarer Republik. Auch sollten die Formen von Maschinen herstellbar, normierbar und mit anderen kompatibel sein. Gegen den "Pferdefuß" seines bayrischen Konkurrenten setzte sich schließlich das von Siemens & Halske in Berlin entwickelte Modell durch und blieb hierzulande – auch wegen des Zulassungsmonopols der Post – über Jahrzehnte führend: der nach einigen Versuchsjahren gereifte "W 28".
Eine Zäsur setze dann der Zweite Weltkrieg. Nach Kriegsende untersagten die Besatzungsmächte zunächst den deutschen Fernsprechdienst, ehe er mit Genehmigung eingeschränkt aufgenommen werden durfte. Hier war es wieder ein Friedrichsdorfer, Professor Karl Willy Wagner, der von der amerikanischen Verwaltung den Auftrag erhielt, in der damaligen Trizone das Fernmeldewesen aufzubauen.
Eine "Graue Maus" in jedem Haushalt
Noch in der Zeit des Wirtschaftswunders und wachsenden Wohlstands besaß längst nicht jedes Haus einen Telefonanschluss. Um der großen Nachfrage in den sechziger Jahren Herr zu werden, setzte die Deutsche Bundespost auf einen Einheitsapparat, der einfach und preiswert herzustellen war. Damit das Gerät in jeden Haushalt passte, wurde er in der Nichtfarbe Kieselgrau gefertigt. Die "Graue Maus" (FeAp61) war geboren.
In den von Farb- und Formexperimenten geprägten siebziger Jahren bekam ebenfalls der "FeAp61" einen gefälligeren Look. Die Weiterentwicklung in der Mikroelektronik ermöglichte 1974 die ersten Tastentelefone. Mit der Typenfamilie "7" gab es ab 1977 neue Apparate in den Farben Farngrün, Weinrot, Beige oder poppiges Hellorange. Der Tastenwahlblock sollte das Gedächtnis entlasten und das Wählen beschleunigen.
Seither wurden die Fernsprecher in immer kürzeren Abständen technisch optimiert, zunächst durch Rufnummernspeicher und Displays, später unter anderem mit elektronischen Ruftönen und Freisprechfunktion. Auch wurden Mitte der achtziger Jahre die ersten schnurlosen Telefone – preiswert aus Japan und den USA – eingeführt. In Deutschland musste man allerdings bis 1985 zur offiziellen Einführung von "Schnurlosen" warten.
"Die Geschichte des Telefons" - Einen Beitrag des Hessenschau vom 16.05.2010 zur Geschichte des Telefons und über das Philipp-Reis-Haus in Friedrichsdorf sehen Sie hier >>>.
Interessantes über den Telefonerfinder Philipp Reis
Wer war Philipp Reis? Sein Leben, seine Erfindung, seine Familie und mehr...
Eine Präsentation zum 175. Geburtstag von Philipp Reis vom 7.1.2009 finden Sie hier >>>
Philipp Reis - A vision becomes reality
175 years ago a man was born, who changed the world with his invention of the telephon like no one else: Philipp Reis. Friedrichsdorf is proud, that this moderate pedagogue spent his half life in the city of the hugenotts and also developed here at 1860 his significant "telephone".
"I gave the world a great invention, but I have to leave to others to continue!"
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Die Färberei in Friedrichsdorf
Fleiß und Tüchtigkeit der seit 1687 hier ansässigen Hugenotten brachten schnell Wohlstand in den eigens von Landgraf Friedrich II. für die neuen Siedler gegründeten Ort.
Vor allem das Färben von Stoffen beherrschten die Friedrichsdorfer gut. Aus allen Herren Länder kamen die Rohstoffe, mit denen Tuch lichtecht und bunt eingefärbt wurde. In kleinen Färbhäuschen neben dem eigentlichen Wohnhaus färbte man so in großen Kesseln "kalt" oder auch "warm".
Die Färberpflanzen aus den exotischen Ländern, wie z. B. Indigo aus Indien oder Blauholz aus Süd-Amerika, waren viel ergiebiger und leuchtender im Ergebnis als einheimische Produkte. Die Rezepturen waren natürlich geheim und ein Geselle musste bei seiner Seligkeit schwören, diese nicht Preis zu geben. Aufwendig war die Prozedur für Mischtöne, etwa Grün, Violett und Orange. Erst nachdem der Stoff eine Grundfarbe erhalten hatte, tauchte man ihn in ein weiteres Farbbad, das dann den gewünschten Ton erzeugte. Muster wurden mit Modeln aus Holz von Hand vor dem Färben aufgebracht.
Bis in das ausgehende 19. Jahrhundert wurde in Friedrichsdorf Wolle und Tuch gefärbt. Mit dem Aufkommen der chemischen Farben wurde das Färben von Hand aber zu teuer, so dass die traditionelle Färberei in Friedrichsdorf stark zurückging und zum Erliegen kam. Fortan verlegte man sich auf die Herstellung von Zwieback.
Bis in das ausgehende 19. Jahrhundert wurde in Friedrichsdorf Wolle und Tuch gefärbt. Mit dem Aufkommen der chemischen Farben wurde das Färben von Hand aber zu teuer, so dass die traditionelle Färberei in Friedrichsdorf stark zurückging und zum Erliegen kam. Fortan verlegte man sich auf die Herstellung von Zwieback.
Einige Färberpflanzen
Waid
Als wichtigster farbstoffliefernder Rohstoff des Mittelalters prägte diese Pflanze das Wirtschaftsleben Europas. Zur Gewinnung der Färbküpe werden die getrockneten Blätter mit Hilfe von Urin und Alkohol einem langen Gärungsprozess ausgesetzt.
Indigo
Der "König der Farbstoffe" verdrängte seit dem 17. Jahrhundert wegen seines höheren Farbstoffgehaltes den einheimischen Waid. Noch heute werden die meisten Markenjeans mit Indigo gefärbt.
Krapp
Diese Pflanze enthält einen der ältesten verwendeten Farbstoffe. Lediglich in den Wurzeln findet sich der rotfärbende Bestandteil Alizarin, der in Alkohol recht gut löslich ist.
Reseda
Dieses Kraut war früher besonders häufig an Bahndämmen zu finden. Die getrockneten Pflanzenteile enthalten den Farbstoff Luteolin, der ein beständiges, leuchtendes Gelb auf allen Geweben erzeugt.
Galläpfel
Das pflanzliche Gewebe bestimmter Eichenarten wird durch die Eiablage der Gallwespe zum Wachstum angeregt. Aus der Gerbsäure dieser Auswüchse lassen sich graue – meist zum Vorbeizen für andere schwarze Farbstoffe verwendete – Töne erzielen.
Conchenille
Der rote Farbstoff der Karminsäure wird aus dieser, schmarotzend auf Kakteen lebenden Laus gewonnen. Besonders große Mengen enthalten die Larven dieser Insekten, die überbrüht, getrocknet und anschließend zermahlen werden.
Blühende Stadtgeschichte im Museumsgarten
Als Erweiterung des Philipp-Reis-Hauses dient der Museumsgarten, in dem Pflanzen mit stadtgeschichtlichem Bezug wachsen, erklärt und ergänzt durch Texttafeln und Skulpturen.
Ein erstes Beet bezieht sich direkt auf die Stadtgeschichte: Die weiße Rose, die Girlande d’amour ist eine Reminiszenz an das Stadtwappen, das neun weiße Rosen auf blauem Grund zeigt.
Die Hugenotten erwiesen sich als geschickte Handwerker und Kaufleute, so dass sie es schnell zu Wohlstand brachten. Vor allem das Färben von Stoffen beherrschten die Friedrichsdorfer gut. Aus allen Herren Länder kamen die Rohstoffe, mit denen Tuch lichtecht und bunt eingefärbt wurden. Reseda, Waid und andere Färberpflanzen wachsen nun in einem Bereich des Gartens. Dabei sind die Pflanzen Farbstelen zugeordnet, je nach späterem Farbergebnis.
Doch mit Aufkommen der chemischen Farben produzierten die Friedrichsdorfer zu teuer und mussten sich nach neuen Produkten umsehen. Da kam Stemler mit seiner Idee, hier Zwieback zu produzieren, gerade recht. So begehrt wurde das Zweifachgebackene, dass sich Friedrichsdorf stolz "Stadt des Zwiebacks" nannte. Daher schweben über dem angedeuteten Weizenfeld des Gartens die von Frau Gerlinde Feser gestalteten Objekte Zwieback und Nudel, genauer, die Friederike Hallernudel aus der Werbung der Nudelfabrik Haller.
Noch ganz hugenottisch geprägt war Friedrichsdorf, als Philipp Reis hier mit seiner Familie wohnte. Gekauft hatte er 1858 das Haus mit Garten, Scheune und Färbhaus. Die Scheune baute er sich zu einer Werkstatt um, in der er an seinen Erfindungen tüftelte. Von hier aus spannte sich auch der erste Telefondraht hinüber zum Wohnhaus – über einem Zwetschgenbaum.
Die "Würfelform" als Skulptur
In diesen Raum stellt nun Eberhard Müller-Fries seine Skulptur anlässlich des 175. Geburtstages des Telefonerfinders 2009. Die Vorgaben an den Künstler waren vielfältig: Es sollte ein Tisch für die Erfinderwerkstatt vorhanden und zugleich für die Museumspädagogik nutzbar sein. Zudem war ein Logo gewünscht. Fest stand ebenfalls bereits das Material: Holz, genauer Eiche aus dem Friedrichsdorfer Wald. Es folgte eine Auseinandersetzung mit denen dem Telefon immanenten geometrischen Formen, mit Kubus und Kreis, mit Kegel und Zylinder. Dazu tritt aber noch ein anderes Thema, das der äußeren und inneren Form. Ist es beim Würfel ein Kegel, der die Form aufbricht und durchstößt, umschließt beim Empfänger die mit Kehlungen ausgearbeitete Spule ein aufgebrochenes Rechteck.
Bewusst ist auch die Oberfläche nicht glatt gehobelt, sondern zeigt deutlich Spuren der Bearbeitung und verleiht der Skulptur damit einen archaischen Charakter. Inhaltlich bezieht sich damit Müller-Fries auf den Anfang der Telefongeschichte, die genau an diesem Ort um 1860 ihren Anfang nahm.
In Dimension, Form und Inhalt fügt sich nun die neue Skulptur ein in den Gartenbereich und wird hoffentlich die Besucher zu einer Auseinandersetzung mit dem Telefon und seinem Erfinder sowie der Beschäftigung mit der Stadtgeschichte einladen.