Erfinder des ersten brauchbaren Telefons
"Durch meinen Physikunterricht dazu veranlasst, griff ich im Jahre 1860 eine schon früher begonnene Arbeit über die Gehörwerkzeuge wieder auf und hatte bald die Freude, meine Mühen durch Erfolg belohnt zu sehen, indem es mir gelang, einen Apparat zu erfinden, durch welchen es möglich wird, die Funktionen der Gehörwerkzeuge klar und anschaulich zu machen, mit welchen man aber auch Töne aller Art durch den galvanischen Strom in beliebiger Entfernung reproduzieren kann. - Ich nannte das Instrument ‚Telefon'."
(Philipp Reis, 1834 - 1874)
Philipp Reis wurde am 7. Januar 1834 in Gelnhausen als Sohn eines Bäckers Sigismund Reis geboren. Schon früh ereilte das Kind ein trauriges Schicksal: 1834 starb seine Mutter unmittelbar nach seiner Geburt, 1844 sein Vater.
Der Waisenjunge kam mit zehn Jahren in das Internat "Institut Garnier" in Friedrichsdorf und besuchte später eine Handelsschule in Frankfurt. Mit 16 Jahren absolvierte er eine Kaufmännische Lehre in einem Farbenhandelsgeschäft in Frankfurt. Weitere Studien führte er in einer Polytechnischen Vorschule und beim Physikalischen Verein in Frankfurt durch, dessen Mitglied er war.
Nach Ableistung seiner Militärdienstzeit in Kassel nahm Philipp Reis in Frankfurt seine naturwissenschaftlichen Studien wieder auf. In Heidelberg wollte er sich für den Lehrberuf ausbilden lassen, erhielt aber dann unverhofft eine Lehrerstelle am berühmten Knaben-Institut Garnier. Dort unterrichtete er Sprachen und Naturwissenschaften für ein bescheidenes Gehalt. Er heiratete die Tochter Margarethe seines früheren Vormunds in Gelnhausen und erwarb ein Haus in Friedrichsdorf.
Geburtsstunde des Telefons
Reis war besessen von der Idee, Sprache in die Ferne zu übertragen. So hatte er neben seiner Lehrerstelle einen Apparat konstruiert, den er "Telefon" nannte.
Hören Sie kurz rein ....
in der Werkstatt von Philipp Reis
um 1860!
Am 26. Oktober 1861 hielt der Friedrichsdorfer Lehrer Philipp Reis vor den Mitgliedern des Physikalischen Vereins in Frankfurt einen Vortrag und führte den von ihm entwickelten Apparat vor. Das Echo war äußerst enttäuschend – seine Erfindung wurde als "Spielerei" abgelehnt.
Überzeugt, keine Luftschlösser zu bauen, sorgte Philipp Reis selbst dafür, sein Telefon bekannt zu machen. Die Apparate wurden in alle Welt verschickt und dienten als Experimentierobjekte oder wurden in bestehende wissenschaftliche Sammlungen aufgenommen.
Der verdiente Erfolg blieb aber aus. Philipp Reis starb mit 40 Jahren – im Januar 1874 an einer schon länger bestehenden Tuberkulose und wurde auf dem Friedrichsdorfer Friedhof beigesetzt. Der Physikalische Verein in Frankfurt setzte ihm im Jahre 1878 ein Denkmal.
Der späte Ruhm des Philipp Reis
Schon zwei Jahre nach dem Tod von Philipp Reis reichte der Amerikaner Graham Bell am 14. Februar 1875 ein Patent auf das von ihm entwickelte Telefon ein. Nach seinem eigenen Eingeständnis hat er aber die Arbeiten von Philipp Reis zumindest teilweise gekannt und sie verbessert.
Nun erinnerte man sich auch in Deutschland wieder an die Versuche und Telefonvorführungen von Philipp Reis, die man seinerzeit nicht ernst genug genommen hatte. Schüler, Lehrerkollegen und bekannte Wissenschaftler setzten sich dafür ein, dass Philipp Reis endlich der Ruhm zugestanden wurde, das erste brauchbare Telefon entwickelt zu haben.
Verleihungen im Namen des berühmten Erfinders
Das ehemalige Wohnhaus von Philipp Reis steht unter Denkmalschutz und beherbergt heute die Philipp-Reis-Sammlung der Deutschen Bundespost und das Stadtarchiv. Im ehemaligen Hof des Reis'schen Anwesens hat die Stadt Friedrichsdorf ihrem großen Mitbürger ein Denkmal gesetzt.
Am 26.10.1952 wurde erstmals die von der Deutschen Bundespost gestiftete Philipp-Plakette [Philipp-Reis-Plakette verliehen, mit der "hervorragende Verdienste auf dem Gebiet des Fernmeldewesens" belohnt werden. Einen weiteren Preis haben die Deutsche Bundespost, der Verband Deutscher Elektroingenieure und die Städte Friedrichsdorf und Gelnhausen für innovative, wirtschaftlichen Erfolg versprechende Erfindungen auf dem Gebiet des Kommunikationswesens festgesetzt. Dieser mit 10.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre an einen Bewerber verliehen, der – zur Erinnerung an Philipp Reis – nicht älter als 40 Jahre sein darf.
Dauerausstellung Philipp Reis und die Geschichte des Telefons
Hugenottenstraße 93
61381 Friedrichsdorf
Öffnungszeiten
Dienstag und Donnerstag
von 10.00 bis 17.00 Uhr
Eintritt frei
Führungen: nach Vereinbarung