Martha von Puttkamer
"Erziehung ist mir befriedigender Lebenszweck"
"Ich bin aufrichtig beseelt von Liebe für die weibliche Jugend, ihre Erziehung ist mir befriedigender Lebenszweck", mit diesen Worten warb Martha von Puttkamer in einem reich bebilderten Prospekt für ihr Mädchenpensionat in Friedrichsdorf. Rund zwanzig Jahre leitete sie dieses und verlieh dem Haus solchen Glanz, dass noch immer ihr Name eng mit dem Gebäude verknüpft ist.
Geboren wurde Georgine Martha Hermine von Puttkamer am 10. März 1860 in Stettin als fünftes von zehn Kindern des Generalmajors Freiherr George Constantin (1807-1899) und seiner Frau Bianka (1830-1918). Trotz ihrer adeligen Herkunft meinte Martha, aufgrund ihres Aussehens wenig Aussicht auf eine standesgemäße Ehe zu haben. Das junge Mädchen wollte auf eigenen Füßen stehen und bereitete sich zielstrebig auf das Lehrerinnenexamen vor, dem 1880 eine erste Anstellung als Hauslehrerin eines Kölner Zuckerfabrikanten folgte. Später unterrichtete "Miss Goldie" im Ausland, vertiefte ihre Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch und Italienisch. 1898 kehrte Martha nach Deutschland zurück. Als Lehrerin am Viktoria-Pensionat in Dornholzhausen erfuhr sie vom Verkauf eines Mädchenpensionats im benachbarten Friedrichsdorf.
Bereits seit 1849 bestand das Mädchenpensionat in Friedrichsdorf, welches von Friederike Müller zusammen mit ihrer Schwester Henriette gegründet wurde und 1868 in den Besitz von Ehregott Ernst Theodor Hermann Bagge überging. Nach Bagges Tod stand das Mädchenpensionat, das der Pfarrer rund dreißig Jahre geleitet hatte, wieder zum Verkauf.
Am 1. Januar 1900 übernahm die Freifrau das "Christliche Landerziehungsheim für Töchter gebildeter Stände". Unter ihrer Leitung gewann das Pensionat weiter an Ansehen und wurde großzügig für ein gehobenes Publikum angelegt. Im ausgedehnten Garten erhielt es sogar einen Tennis- und einen Croquetplatz.
Bekannt wurde das Institut für "eine individuell abgestimmte Erziehung". Den Koch- und Haushaltsunterricht besuchten Friedrichsdorferinnen als externe Schülerinnen. Das Institut bereitete zudem auf das Sprachlehrerinnenexamen vor.
Doch in wirtschaftliche Nöte kam die Schule vor allem durch die politische Situation. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 bleiben die ausländischen Schülerinnen aus, viele deutsche Familien gerieten in Bedrängnis. Die finanzielle Situation für Martha wurde immer schwieriger. Diesen Anstrengungen hielt die Gesundheit der Leiterin nicht stand: Nach einer kurzen Erkrankung starb Martha von Puttkamer am 2. September 1920. Ihr Grab existiert noch heute auf dem Friedrichsdorfer Friedhof. Ihre Familie würdigte sie mit den Worten: "Sie hatte gezeigt, wie ein zarter Körper und ein starker Wille, ein großes Herz und Charakter ein wertvolles Ganzes geschaffen hatte."
Am 10. März 2010 hätte Martha von Puttkamer ihren 150. Geburtstag gefeiert.