Dr. Emil Sioli (1852 - 1922)
Im Auftrag der "Geisteskranken"
Zeit seines Lebens setzte sich der Arzt Emil Sioli für die bessere Behandlung von Geisteskranken ein und behandelte sie mit Besonnenheit und Anteilnahme. Unter seiner Leitung entstand das Waldkrankenhaus Köppern, auf dessen Gelände man noch heute das Teehaus des Arztes besuchen kann.
Emil Sioli wurde am 27. Juli 1852 auf dem Landgut Lieskau bei Halle geboren. Zunächst besuchte er die Bürgerschule, danach die Lateinschule der Franke’schen Stiftung und machte 1870 sein Abitur. Als "Einjähriger Freiwilliger" kämpfte er im Krieg 1870/71 gegen Frankreich, bevor er mit seinem Medizinstudium an der Universität Halle begann. Später arbeitete Sioli am anatomischen Institut in Straßburg, wechselte bald aber in den Fachbereich der praktisch-klinischen Medizin und der Psychiatrie. Er fand Anstellungen in Nietleben und der psychiatrischen Klinik der Charité in Berlin. Zu dieser Zeit, 1881, heiratete Sioli die Pfarrerstochter Klara Adele Luise Storch.
Zwei Jahre später wurde ihm mit nur 38 Jahren die Leitung der Anstalt Bunzlau übertragen. Dort führte er eine Verbesserung der Krankenversorgung ein, und es entstand seine bedeutendste wissenschaftliche Arbeit "Über direkte Vererbung von Geisteskranken". 1888 wurde Sioli an die Frankfurter "Anstalt für Irre und Epileptische" berufen. Dort schaffte er durch seine Reformen eine Vergrößerung der Kapazität und schlug neue Wege im Bereich der klinischen Psychiatrie ein: Anstatt die "Geisteskranken" in ihren Zellen einzusperren und in Zwangsjacken zu stecken, spazierte Sioli mit ihnen durch den Park und zeigte so, wie man mit Güte und Geduld, ohne Zwangsmittel, eine bessere Behandlung erzielte. Zur Entlastung der Frankfurter Anstalt wurde 1901 schließlich in seinem Auftrag "Die Neuen Heilanstalten Neuefeld und Hüttenmühle für physisch Kranke und Nervöse der Stadt Frankfurt am Main im Köpperner Tal" errichtet.
Als dann die Frankfurter Universität gegründet wurde, berief man Dr. Emil Sioli in das medizinische Lehramt und wählte ihn zum Dekan der medizinischen Fakultät. So wurde die seit 1888 unter seiner Leitung stehende "Anstalt Für Irre und Epileptische" in die "Psychiatrische Klinik der Universität" umbenannt. Mit 67 Jahren trat Sioli in den Ruhestand und zog sich bis zu seinem Tod in sein Haus in Dillingen zurück. Am 16. Juni 1922 erlag Emil Sioli einem Herzleiden.
Erhalten ist heute noch sein Teehaus, das auf das Gelände des Waldkrankenhauses übertragen wurde. Sein Erbe, das Waldkrankenhaus Köppern, dessen Träger heute die "Vitos Hochtaunus gemeinnützige GmbH" ist, hat sich als eine Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Hochtaunuskreis etabliert. Mit seinen weiteren Häusern und Abteilungen in Bad Homburg und Frankfurt am Main bietet die Klinik Hilfe für Menschen mit Suchtproblemen, depressiven Erkrankungen, Demenzen und Erkrankungen aus dem Bereich der Allgemeinen Psychiatrie.